Silberfischchen gehören zu den weniger gern gesehen Gästen in unsern Häusern und Wohnungen. Doch den schlechten Ruf haben diese faszinierenden Ur-Insekten zu Unrecht. In kleiner Zahl sind sie unproblematisch und wenn sie gehäuft auftreten, sollte man dies besser als ein Warnsignal für ein noch grösseres Problem deuten. Ein Insekt mit schlechtem Image Viele kennen sie, die Silberfischen. Diese kleinen Insekten, die wie schillernde Pfeilchen über den Boden sausen oder im Lavabo herumkrabbeln. Ihr Anblick löst wohl bei vielen von uns ein eher ungutes Gefühl aus. Diese Abneigung widerspiegelt sich auch im Internet. Googelt man nämlich den Begriff „Silberfischchen“, werden zahllose Seiten aufgelistet von Schädlingsbekämpfungsfirmen, Vertreibern von Insektenfallen und Ratgeberseiten, die einem Tipps geben, wie man diese Tiere loswird. Doch der schlechte Ruf der Silberfischchen ist nur zum Teil gerechtfertigt. Und weil sie gerade jetzt im Herbst und Frühwinter wieder vermehrt drinnen anzutreffen sind, ist es Zeit für ein Plädoyer zu Gunsten dieser faszinierenden Winzlinge. Urzeitwesen unter uns Beginnen wir am Anfang: Silberfischchen (Lepisma saccharina) gehören zu der Gruppe der „Fischchen“ (Zygentoma). Wissenschaftler vermuten, dass diese Gruppe zu den ältesten und urtümlichsten aller Insekten zählt. In Mitteleuropa sind heute sechs Arten von Fischchen verbreitet. Dazu gehören neben dem häufigen Silberfischchen zum Beispiel auch das Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata), das Ofenfischchen (Thermobia domestica), das in Backstuben vorkommt, und das Geisterfischchen (Ctenolepisma calva), das aus den Tropen stammt. Im allgemeinen Körperbau sehen all diese Arten ähnlich aus: Sie haben einen länglichen, flachen und nach hinten spitz zulaufenden Körper, besitzen keine Flügel, haben zwei lange Fühler und drei Anhänge am Schwanz. Die Fühler und Schwanzanhänge sind Sinnesorgane, die auf Berührung reagieren, vergleichbar mit Schnurrhaaren einer Katze. Der Körper unseres Silberfischchens ist etwa einen Zentimeter lang. © Philippe Garcelon / flickr.com Der Körper der flügellosen Silberfischchen ist ab der dritten Häutung der Jungtiere mit silbrig schimmernden Schuppen bedeckt. Silberfischchen mögen es tropisch Silberfischchen sind weltweit verbreitet. Sie mögen es warm und feucht, am liebsten eine Luftfeuchtigkeit über 75%. Deshalb bieten ihnen menschliche Behausungen ideale Lebensräume, vor allem in der kalten Jahreszeit. Silberfischchen sind also typische Kulturfolger. Besonders gut geeignete Tummelfelder finden sie zum Beispiel im Badezimmer, in der Küche und in der Waschküche. Silberfischchen sind nachtaktiv und verstecken sie sich bei Tag in allen möglichen, meist feuchten Ritzen, zum Beispiel zwischen Bodenplatten oder hinter Sockelleisten und Tapeten. Anders als viele andere Insekten besitzen die Silberfischchen keine Haftorgane an den Füssen. Landen sie auf der Suche nach Wasser im Lavabo oder in der Badewanne, können sie also aus eigener Kraft nicht wieder rausklettern. Schleckmäuler zu Gast Der Name „Silberfischchen“ leitet sich vom fischartigen Körper ab, der mit silbern schillernden Schuppen bedeckt ist. Der wissenschaftliche Name Lepisma saccharina spielt auch auf die kulinarischen Vorlieben der Tiere an und bedeutet etwa „geschuppter Zuckergast“. Denn obwohl Silberfischchen bei der Nahrungssuche nicht besonders wählerisch sind, mögen sie vor allem stärke- und zuckerhaltige Nahrungsmittel. Neben Zucker und Mehl werden zum Beispiel auch Papier, Fotos, Bucheinbände, Textilien und Tapetenkleister gerne gefressen. Doch bevor Sie ob der angefressenen Lieblingslektüre ärgerlich die Stirne runzeln: Silberfischen mögen auch Hautschuppen, Schimmelpilze und Hausstaubmilben! Die sind proteinreich und wahre Delikatessen für die kleinen Schleckmäuler. Da für uns der Schimmel aber ungesund ist und die Milben Allergien auslösen können, kann die Anwesenheit der Silberfischchen somit auch nützlich sein. Hausfreund oder Störenfried? Seien Sie also beruhigt: Silberfischchen im Haus oder der Wohnung stehen nicht in Verbindung mit fehlender Hygiene. Ebenso wenig übertragen sie Krankheiten. Ein paar wenige Silberfischchen sind deshalb tolerierbar. Ein gehäuftes Auftreten dieser Tiere kann jedoch problematisch sein. Wie oben erläutert, fressen sie gerne auch mal an Tapeten, Büchern und anderen Papierdokumenten und können Schaden anrichten. Generell zeigt ein gehäuftes Auftreten der Fischchen an, dass es in der Wohnung zumindest stellenweise zu feucht ist und es irgendwo sogar Schimmel haben könnte. Silberfischchen sind also weniger eine Plage, als vielmehr ein Symptom und somit ein Warnsignal für ein grösseres Problem! © Micha L. Rieser / commons.wikimedia.org Bei gehäuftem Auftreten können Silberfischchen Schäden hinterlassen, wie hier die Frassspuren an einem Buch. Silberfischchen vorbeugen Empfehlenswert ist also, regelmässig zu lüften. Damit verhindert man Feuchtigkeit und beugt einem gehäuften Auftreten von Silberfischchen vor. Mehrmals am Tag für einige Minuten zu lüften ist dabei sinnvoller, als die Fenster dauerhaft schräg gestellt zu lassen. Das Stosslüften reduziert die Luftfeuchtigkeit effektiver. Ausserdem ist es umwelt- und budgetfreundlicher, da weniger Heizungswärme nach draussen verpufft. Zudem sollten Sie Essensreste möglichst dicht verschlossen aufbewahren, was den Vorteil hat, dass anderen Insekten der Zugang auch gleich verwehrt ist. Gegebenenfalls können Fugen versiegelt werden. Wir können also mit Fug und Recht sagen, dass die kleinen silbernen Ur-Fischchen eher harmlos sind und wir gut daran tun, sie genau zu beobachten. Denn ihre Anwesenheit kann ein Indiz sein, dass sich weit Unangenehmeres in der Wohnung abspielt. Weitere Informationen Schädlingsprävention und -beratung, Stadt Zürich: Das Silberfischchen